„In der Sanierung steckt so viel Potenzial!“
Bericht HOLZMAGAZIN
Architektur, 29.08.24
Simone Steurer
„Es ist unglaublich, welches Potenzial in der Sanierung steckt!“ Die Begeisterung ist Architekt Christoph Mösl anzuhören, wenn er über den Umbau des Jugendwohnhauses „U-TURN“ spricht. Im Jahr 2019 kam der Vorstand von „Rettet das Kind Salzburg“, jener Organisation, die das sozialpädagogische Jugendwohnhaus in Obertrum nahe Salzburg betreibt, auf das Planungsbüro m3 ZT aus Abersee/Salzburg zu.
Der bestehende Massivbau aus den 1970ern sollte modernisiert und umstrukturiert werden. Erd- und Obergeschoss wurden zu diesem Zeitpunkt bewohnt, der Keller wurde als Lager benutzt, das Dachgeschoss war gänzlich unbenutzt. „Die Substanz des Bestandobjektes war rissfrei und statisch gut dimensioniert. Darum entschieden wir uns, die tragende Struktur zu behalten, aber alles andere herauszunehmen“, so Christoph Mösl. „Und alles, was neu aufgebaut wurde, ist aus Holz.“
/// Viel Lärche und mehr Platz
Das bedeutet konkret: Alle neuen bzw. versetzten Wände wurden innen in Holzriegelbauweise und außen in Brettsperrholz konstruiert, verkleidet mit Holzplatten aus Lärchenholz. Der Boden, die Türen und die Fenster wurden genauso wie alle Massivholzmöbel in Lärche ausgeführt.
Das Gebäude wurde neu strukturiert, sodass sich das tägliche gemeinsame Leben weiterhin im Erdgeschoss abspielt und das Obergeschoss die privaten Zimmer der Jugendlichen, die zwischen 13 und 21 Jahre alt sind, beherbergt.
Mehr Platz konnten die Architekt:innen schaffen, indem sie den Eingang, die Umkleiden sowie die Freizeit- und Sportbereiche in den Keller verlegten. Dank der Abgrabung einer Strauchböschung in der Hanglage erweckt der Keller nun den Eindruck eines Erdgeschosses. Eine gelochte Lärchendecke sorgt zudem für eine angenehme Akustik. Vom Untergeschoss gelangt man in einen kleinen Innenhof, der zu einem Freizeit- bzw. Basketballplatz umfunktioniert wurde.
/// Award für Sanierung mit Holz
Das bisher ungenutzte Dachgeschoss wurde durch das Anheben des Dachstuhls um 75 cm nutzbar gemacht. Es bietet Platz für ein ruhiges Büro des Heimleiters, einen größeren Besprechungsraum und ein Krisenzimmer für eine gesonderte Betreuungsmöglichkeit bei Bedarf. Die Pfettensparren-Dachkonstruktion erhielt zudem eine Indach-PV-Anlage auf einer Holzunterkonstruktion.
Das äußerliche Erscheinungsbild sollte ebenso Holz widerspiegeln. So wurde für die bewitterte Fassade eine Eindeckung mit Lärchenholzschindeln und beim überdachten Eingangsbereich eine Lärchenholzschalung (Falzschalung vertikal auf Holzunterkonstruktion) gewählt. Für die Außenwände der neuen Zubauten im 1. und 2. Obergeschoss wurde Brettsperrholz genutzt. Gedämmt wurde mit Steinwolle.
Die bestehenden, nicht mehr gewünschten, ringsum laufenden Balkone wurden unterbrochen, indem der Grundriss von zwei Zimmern vergrößert wurde. Eine horizontale Lamellenbeplankung mit unterschiedlich großen Abständen bildet eine Absturzsicherung und den optischen Abschluss zur Fassade.
Fertiggestellt wurde die Sanierung im Frühjahr 2023. Für die Umsetzung des Projekts durfte sich m3 ZT über den Gewinn des Big See Wood Design Awards 2023 freuen.
/// Daten
- Projekt: Jugendwohnhaus U-TURN in Obertrum
- Ort: Obertrum, Salzburg, Österreich
- Architektur: m3-Ziviltechniker GmbH
- Holzbau: Eder Holzbau
- Bauherr: Rettet das Kind Salzburg
- Gesamtfläche: 708 m2
- Fertigstellung: 2023